Stadt Hanau – Noch ist kaum erkennbar, dass im Gebäudekomplex der ehemaligen Druckerei Ingra in der Gutenbergstraße das neue „Museum Klein-Auheim“ entsteht und im Frühjahr 2019 eröffnet. Die Vorarbeiten sind bereits in vollem Gang. Das zeigt sich bei einem Rundgang mit Uwe Hoppesack, Firmenbesitzer in der Nachbarschaft und künftiger Vermieter der von ihm erworbenen Druckerei-Immobilie, und Martin Hoppe, Leiter des Fachbereichs Kultur der Stadt Hanau, die mit Jahresbeginn 2019 zur Mieterin wird. Sie wiederum vermietet die künftigen Museumsräume an die Schlepperfreunde sowie den Heimat- und Geschichtsverein Klein-Auheim (HGV) weiter.
Beide Vereine haben Raumprobleme ihre Museumsstücke auszustellen, so kommt ihnen der Umzug zupass. „Der HGV hat begonnen seine umfangreiche Sammlung zu sichten und ausgewählte Objekte mit näheren Informationen über ihre Geschichte und damit örtlichen Geschichten zu versehen“, erklärt Hoppe. Die Industriegeschichte von Klein-Auheim soll dabei im Mittelpunkt stehen, und damit auch die Arbeiterbauern, die morgens in den Firmen und anschließend in ihren eigenen landwirtschaftlichen Betrieben wirkten.
Zu diesen Fabriken zählte auch Ingra, und so bleiben jede Menge hölzerne Setzkästen aus der Druckerei am angestammten Ort, um darin Quellen wie beispielsweise Fotos oder Schriftstücke aufzubewahren und zu zeigen. Einen nachhaltigen Eindruck der Klein-Auheimer Industriegeschichte werden vor allem die Fahrräder und Mopeds hinterlassen, die in den 1968 geschlossenen Bauer-Werken hergestellt wurden. Die Stadt kauft die weltweit umfangreichste Bauer-Räder-Sammlung, die der private Sammler Jörg Schulisch bisher in seiner Heigenbrückener „Mopedscheune“ gezeigt hat. Mehr als 400 Stücke – vom Rad über Zubehör, Werkzeug, Poster und Autogrammkarten von Radball-Weltmeistern auf Bauer-Rädern – werden an herausgehobener Stelle des „Museums Klein-Auheim“ zu sehen sein.
Wer den künftigen Haupteingang auf der rechten Gebäude-Westseite betritt, gelangt zunächst in ein Restaurant mit angeschlossenem Kolleg, das auch für Vorträge, Familienfeiern und Gremiensitzungen nutzbar sein soll. Einen Biergarten auf der Gebäuderückseite hält Hoppesack hier für denkbar, er ist auf der Suche nach einem Gastro-Pächter. Auf dem Rundgang nach links schließt sich der Museumsladen mit Kasse an. Ehrenamtliche von HGV und Schlepperfreunden sollen während der Öffnungszeiten die Ansprechpartner sein. „Die Stadt stellt den Rahmen, die Verantwortung tragen die Vereine“, beschreibt Hoppe die Arbeitsteilung.
Auf dem barrierefreien Rundgang wird es zunächst Grundinformationen über die Klein-Auheimer Geschichte geben, dann werden die Bauer-Exponate zu sehen sein. Die Museumsstücke des HGV und ein zugängliches Schaumagazin schließen sich an, dann die Traktoren der Schlepperfreunde. „Günthers Radladen“ aus dem Stadtteil zieht von der Seligenstädter Straße in das Museum um, vergrößert sich damit und bietet für Kinder und Jugendliche eine Fahrradwerkstatt an. Der Rundgang endet auf der Ostseite mit einem zweiten gastronomischen Angebot: einem Cafè, das von der Kuchen Stil Manufaktur aus Hanau-Wolfgang betrieben wird; sie ist spezialisiert auf kleine, handgemachte Kuchen mit hessischer Note und saisonalen Glanzstücken. Herzhafte Leckereien und ein ausgewähltes Frühstücksangebot sollen für Stärkung zwischendurch sorgen. Bedient werden soll drinnen und draußen im Hof, den Hoppesack noch ansprechend gestalten will und in dem Kinder mit ihren Rädchen „rumsausen“ sollen.
Für das Gestaltungskonzept im Museum haben Hoppe, Hoppesack und der Geschichtsverein die Hanauer Kommunikationsdesignerin Alexandra Streubel gewonnen. Sie ist ausgebildete Tischlerin, hat sich in ihrem anschließenden Designstudium vor allem auf Ausstellungsgestaltung konzentriert und bereits mehrere Preise gewonnen, darunter in diesem Jahr den German Design Award und 2017 den Golden Award of Montreux. Unter anderem hat sie 2015 das Konzept für die Ausstellung „50 Jahre Jugend forscht“ bei BASF entwickelt. „Mit ihr haben wir eine in der Fachwelt anerkannte Ausstellungsgestalterin gewonnen, die zudem ein Hanauer Eigengewächs ist“, freut sich Hoppe.
Er hält den Museumsstandort in der Gutenbergstraße für „hervorragend geeignet“. Denn er biete genug Platz für verschiedene Aspekte der Klein-Auheimer Ortsgeschichte und für ein modernes multimediales Mitmachangebot in den Ausstellungsräumen. Zudem sei er mit verschiedenen Verkehrsmitteln gut zu erreichen: Das großzügige ehemalige Firmengelände biete genug Parkplätze; hier lässt Hoppesack Ladesäulen für Elektro-Bikes und -Autos aufstellen. Bahnhof und Bushaltestelle seien nah. Und zum beliebten, nur etwa 200 Meter entfernten Main-Fernradweg gebe es eine direkte Verbindung.
„Das alles erleichtert uns die überregionale Vermarktung des Museums Klein-Auheim“, ist Hoppe überzeugt, für das übrigens noch ein griffiger Name gesucht wird, denn ein „normales Museum“ werden die Partner nicht anbieten. Radbegeisterte fühlten sich auf ihrem Weg entlang des Mains von den Bauer-Ausstellungsstücken angezogen. Und die „Route der Industriekultur Rhein-Main“ werde um eine Attraktion reicher. Die KuturRegion Frankfurt RheinMain Gesellschaft habe sich bereits danach erkundigt, ob sie das Museum Klein-Auheim 2019 in ihre Planungen und Flyer mit einbeziehen könne.
Das kann sie, sind Hoppe und Hoppesack überzeugt, auch wenn derzeit noch alles nach Baustelle aussieht. Vor Ostern 2019 soll Eröffnung sein. Zum 1. Januar übergibt der Vermieter offiziell an die Stadt, damit sich die Innengestaltung zusammen mit HGV und Schlepperfreunden binnen rund drei Monaten umsetzen lässt. „Der HGV hat die Umzugskisten schon bestellt“, weiß der Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur.
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