Regensburg (Oberpfalz) – Der Stadtrat hat einstimmig den Beschluss gefasst, die Nachholung von Schulabschlüssen weiter, noch umfangreicher und langfristig zu fördern: Die Maßnahme zur Nachholung des Erfolgreichen bzw. Qualifizierenden Anschlusses der Mittelschule wird für fünf Schuljahre ab dem Schuljahr 2015/16 bis zum Schuljahr 2019/20 mit einem Betrag von jährlich maximal 85.000 Euro gefördert.
Dieser Betrag enthält die Förderung des Vorbereitungskurses sowie die Übernahme von Kursgebühren in Härtefällen für Bürgerinnen und Bürger der Stadt Regensburg. Der tatsächliche Zuschuss ergibt sich unter Berücksichtigung der Teilnehmerverteilung von Stadt- und Landkreisbürgern sowie der Höhe der Fördermittel des Freistaates Bayern.
Obwohl die Vermittlung von Schulabschlüssen Aufgabe des Freistaates ist, übernimmt die Stadt Regensburg gemeinsam mit dem Landkreis seit vielen Jahren den Hauptteil der Kosten des Projektes. „Ein Engagement von dieser Dauer, Zuverlässigkeit und Größenordnung ist unter Bayerns Städten und Gemeinden einzigartig“, so Oberbürgermeister Joachim Wolbergs.
In Bayern verlassen jedes Jahr circa sechs Prozent der jungen Menschen die Schule ohne Abschluss. Ein guter Schulabschluss aber ist die Grundlage für den weiteren beruflichen und persönlichen Weg. Eine Million Menschen in Bayern können zudem schlecht Lesen, Schreiben und Rechnen. Diese Faktoren verhindern die Teilnahme am gesellschaftlichen und sozialen Leben, führen in die Langzeitarbeitslosigkeit und direkt zu staatlichen Unterstützungsleistungen.
Vor diesem Hintergrund führen die Evangelische und Katholische Erwachsenenbildung gemeinsam mit der städtischen Volkshochschule seit 30 Jahren mit großem Erfolg Lehrgänge zum nachträglichen Erwerb eines Abschlusses der Mittelschule (ehemals Hauptschule) durch. Seit 1984 haben 950 junge Erwachsene dadurch eine „zweite Chance“ erhalten und genutzt: 75 Prozent von ihnen schafften den Qualifizierenden, 20 Prozent den Erfolgreichen Mittelschulabschluss. Ihnen öffnen sich neue Bildungs-und Lebenschancen, 90 Prozent der Absolventinnen und Absolventen bekommen eine Ausbildungsstelle, gehen auf eine weiterführende Schule, manche schaffen ein Studium.
Eine junge Frau machte beispielsweise nach „wilden Jahren“ in der Punkszene auf diesem Weg ihren Schulabschluss, ging motiviert weiter über die Mittlere Reife und BOS bis zum Medizinstudium, hat mittlerweile drei Kinder und plant, wenn die Kinder größer sind, als Ärztin in die Entwicklungshilfe zu arbeiten. Sie sagt heute: „Heute bin ich stark und in mir angekommen, sicher nicht zuletzt dank des HASA-Kurses!“ Ein ehemaliger Teilnehmer ist mittlerweile Meister in Mechatronik und bei der Handwerkskammer zuständig für die Ausbildung in Kraftfahrzeugtechnik.
Solche Erfolge, die sich in ganz individuellen Lebenswegen niederschlagen, brauchen viel persönliches Engagement der Lehrkräfte, Betreuerinnen und Betreuer sowie eine solide finanzielle Basis. Diese ist nun für die nächsten fünf Jahre von Seiten der Stadt und der Bildungsträger gegeben, die Entscheidung des Landkreises steht für das neue Jahr an.
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Text: Stadt Regensburg