Vertreter aus dem bayerischen Gesundheitswesen treffen sich bei der Mitgliederversammlung der Bayerischen Krankenhausgesellschaft
München / Forchheim (BY) – Die Große Koalition in Berlin plant für das kommende Jahr eine Krankenhausreform, bei der eine Qualitätsoffensive im Mittelpunkt stehen soll. Die Kliniken in Bayern unterstützen dieses Ziel, kritisieren aber einzelne Reformvorhaben als unbegründet und unausgegoren. Sie wollen sich in der Qualitätsdiskussion aktiver als bisher einbringen und sich für eine zielgerichtete Reform einsetzen.
„Wir unterstützen uneingeschränkt das Ziel der stetigen Qualitätsverbesserung und wir lehnen es strikt ab, Qualitätsmängel, dort wo sie zu Tage treten, zu beschönigen oder gar zu verschleiern“, stellte der Vorsitzende der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) bei der BKG-Mitgliederversammlung am Freitag in München klar.
Die BKG kritisierte allerdings, dass von der Qualität in den Krankenhäusern ein Bild gezeichnet werde, das mit der Wirklichkeit nicht übereinstimme. Statt einer sorgfältigen Analyse habe die Bund-Länder-Arbeitsgruppe, als Grundlage für die „Eckpunkte einer Krankenhausreform 2015“, einzelne Skandalmeldungen verallgemeinert. Es sei nicht gewürdigt worden, dass die Kliniken in Deutschland mit den weltweit umfangreichsten Qualitätssicherungsprogrammen deutliche Erfolge erzielten. Statt den bisherigen Weg der Qualitätssicherung und -verbesserung fortzuführen, befasse sich die Bund-Länder-Arbeitsgruppe nur mit Regulierungs- und Sanktionsmechanismen.
„Wer aber kritische Anmerkungen macht oder auch nur eine differenzierte Diskussion zu diesem Thema anmahnt, wird sofort mit dem Gegenargument bloßgestellt, er sei gegen Qualität“ so der BKG-Vorsitzende.
Die Krankenhausgesellschaft schlug auch selbstkritische Töne an und räumte ein, dass man in der Diskussion in der Vergangenheit die erreichten Qualitätsstandards in den Kliniken nicht ausreichend transparent habe machen können. Die BKG rief alle Beteiligten zum konstruktiven gemeinsamen Handeln auf. Allein mit Misstrauen und Sanktionen ließen sich keine Veränderungen erreichen, notwendig sei, die Qualitätssicherung zur gemeinsamen Sache aller zu machen und dabei vorurteilsfrei zusammenzuarbeiten. Im Vordergrund müsse stehen, Ursachen zu analysieren und auf Verbesserungen hinzuwirken.
Eine qualitätsabhängige Vergütung für Krankenhausleistungen lehnen die Krankenhäuser ab. Sie verweisen darauf, dass es methodisch noch nicht möglich sei, die Qualität von Behandlungen so genau zu bewerten, um damit „gerichtsfest“ Vergütungszu- oder -abschläge begründen zu können.
BKG-Geschäftsführer Siegfried Hasenbein macht deutlich, dass die Krankenhäuser bei der Weiterentwicklung von Qualitätsstandards eine aktive Rolle einnehmen werden.
„Wir werden an der Weiterentwicklung von Qualitätsindikatoren mitwirken, und wir sperren uns auch nicht gegen Strukturqualität oder Mindestmengen, wenn sie wissenschaftlich fundiert sind und objektiv zur Qualitätssteigerung beitragen“.
Zum Vorwurf der vermeintlich wirtschaftlich begründeten Fallzahlsteigerungen kritisiert die BKG, dass die Gesundheitspolitiker und Krankenkassenfunktionäre mit keinem Wort den medizinischen Fortschritt, die demografische Entwicklung und ein stark verändertes Anspruchsverhalten der Patienten erwähnten. Diese Einflussfaktoren sind maßgeblich für die zunehmende Nachfrage nach Krankenhausleistungen. Stattdessen stelle man alle Kliniken unter den Generalverdacht, Patienten nur aus wirtschaftlichen Gründen zu behandeln.
Eine erste Einschätzung der Reformvorhaben fällt aus Sicht der BKG „durchwachsen“ aus. Einige Anliegen der Krankenhäuser seien aufgegriffen worden, was die Kliniken auf eine Besserung der prekären Situation bei der Krankenhausfinanzierung hoffen lässt. Allerdings enthielten die Reformeckpunkte Vorschläge für neue Belastungen.
„Darauf werden wir beim nun zu erwartenden Gesetzentwurf genau achten“ kündigt BKG-Geschäftsführer Hasenbein an. „Es kann nicht sein, dass man die Krankenhäuser auf der einen Seite entlastet und auf der anderen Seite neue Lasten aufbaut“.
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Text: Bayerische Krankenhausgesellschaft e. V.
Stabsstelle Politik und Öffentlichkeitsarbeit
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