Der Aufschrei war groß: Im November verkaufte Westspiel zwei Kunstwerke von Andy Warhol für satte 120 Millionen Euro.
NRW – Bereits im Vorfeld hagelte es Kritik wegen der geplanten Veräußerung. Der Spielbankenbetreiber Westspiel gehört nämlich zur NRW.Bank, und diese wiederum dem Land Nordrhein-Westfalen. Ein Bundesland dürfe sich nicht an dem Verkauf von Kunst bereichern, klagten die Gegner des Vorhabens. Trotz der enormen Missbilligung hat nun die Portigon AG ebenfalls ankündigt, die Kunstsammlung der WestLB zu verkaufen. Auch dabei hat das Land NRW seine Finger im Spiel, denn die Sammlung gehört ihm indirekt.
Der Präzedenzfall vom November
Schon im Oktober warnten 26 Museumschefs aus NRW vor dem beabsichtigten Warhol-Coup. Es werde damit ein Präzedenzfall geschaffen, dem Kommunen, öffentliche Unternehmen und Gesellschaften in Zukunft folgen könnten. Der gefürchtete Präzedenzfall wurde dennoch im November Realität. Westspiel verkaufte die Kunstwerke Triple Elvis und Four Marlons auf einer Kunstauktion in New York für 151,5 Millionen Dollar, was ungefähr 120 Millionen Euro entspricht.
Die Sanierung von Westspiel
Mit dem Erlös sollen zunächst einmal die Verluste der letzten Geschäftsjahre von Westspiel ausgeglichen werden, denn das Unternehmen schreibt seit Jahren rote Zahlen. Nicht allein die Tatsache, dass es mittlerweile auch bei Onlineanbietern ein reichhaltiges Angebot an Kasinospielen gibt* (*WERBUNG/ANZEIGE) ,habe die Verluste verursacht. Auch private Spielhallen, bessere Ausweiskontrollen sowie das Rauchverbot seien dafür verantwortlich, erklärte Tilman Becker der Zeit Online im November. Für das Geschäftsjahr 2012 hatte Westspiel Einbußen von 7,9 Millionen Euro gemeldet, für die Jahre 2013 und 2014 sind noch keine genaueren Daten bekannt. Nach Schätzungen des Unternehmens sollen sich aber die Bilanzen in den letzten zwei Jahren noch verschlechtert haben.
Profit für NRW?
Wegen des Glücksspielvertrages gehen mutmaßlich dennoch rund 100 Millionen Euro zunächst zurück in die Landeskasse NRW. Kein schlechter Deal, möchte man meinen. Allerdings hat NRW ebenfalls umfassende Sanierungsarbeiten an den Geschäftshäusern der Westspiel zugestanden. 80,6 Millionen Euro seien dafür sowie für ein neues Spielkasino vorgesehen. Vom Verkauf der Warhol-Bilder bleiben dem Land also keine 20 Millionen Euro übrig. Vielleicht muss deshalb auch noch die Kunstsammlung der Portigon AG daran glauben. Nicht nur der deutsche Kulturrat hat sich jetzt eingeschaltet und davor gewarnt, weitere Kunstwerke zu verkaufen, auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat eine Prüfung angedroht. Die NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) schweigt derweil zu den Vorfällen.
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Text: News-Welt24.de