„Ohne die ehrenamtlichen Kräfte geht es nicht“.
Hanau – „Fakt ist, dass wir nach dem Hessischen Brand- und Katastrophenschutzgesetz mit dem Erreichen der 100.000-Einwohner-Grenze verpflichtet sind, eine Berufsfeuerwehr einzuführen. Da gibt es keinen Ermessensspielraum.“ Offen sei derzeit lediglich der exakte Zeitpunkt, wann die Brüder-Grimm-Stadt diese Grenze erreicht werde.
„Da wir gern gewappnet sind für das, was kommen könnte, oder wie die Feuerwehren sagen, wir wollen vor der Lage sein, haben wir jetzt entschieden, die notwendigen Prozesse selbst und ohne äußeren Druck zu organisieren,“ erläutert Oberbürgermeister Claus Kaminsky die vor einigen Tagen angekündigte Einführung einer Berufsfeuerwehr in Hanau. „Stichtag wird der 1. Januar 2021 sein, unabhängig davon, ob an diesem Tag tatsächlich schon 100.000 Menschen in Hanau gemeldet sind.“ Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss könnte die Stadtverordnetenversammlung nach den Worten des OB noch Ende November fassen.
In der konkreten Arbeit wird sich dabei nach den Worten des OB gar nicht viel ändern. „Das in Hanau praktizierte duale System, dem ein funktionierendes und erfolgreiches Miteinander von haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften zugrunde liegt, bietet die ideale Basis, mit den Plänen für eine Berufsfeuerwehr darauf aufzubauen,“ unterstreicht OB Kaminsky, dass die Organisationsänderungen zwar unumgänglich sind, dass alle Beteiligten aber an den gewachsenen Strukturen festhalten wollen.
Derzeit gibt es im Brandschutzamt der Stadt Hanau 68 Planstellen, von denen 52 auf die Wachabteilungen entfallen. Mit der Einführung einer Berufsfeuerwehr müsste dieser Personalstamm lediglich um vier Stellen aufgestockt werden.
Die Einführung einer Berufsfeuerwehr werde die Bedeutung der ehrenamtlichen Feuerwehrarbeit auf keinen Fall schmälern, erklärte der OB bei einem Vorab-Treffen mit allen Wehrführern, die als erste von den Plänen erfahren haben. „Im Gegenteil, wir brauchen die Freiwilligen Feuerwehren mehr als zuvor, denn unsere Stadt wächst stetig und die Masse der Einsätze wäre ohne das Ehrenamt gar nicht zu leisten.“
Mit der Entscheidung für eine Berufsfeuerwehr entstehe aber auch mehr Gestaltungsspielraum .Zum einen würden die bisherigen Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren zu Stadtbrandinspektoren berufen. Zudem soll nach den Vorstellungen des OB in die neue Satzung aufgenommen werden, dass die Nachfolge des hauptamtlichen Leiters der Feuerwehr im Einvernehmen mit dem dann künftigen Stadtbrandinspektor und dem Wehrführerausschuss entschieden wird.
„Das heißt im Klartext, dass gegen den mehrheitlichen Willen der Ehrenamtlichen wird die Führungsposition nicht besetzt.“
Alle bis zu der Statusänderung notwendigen internen Fragen und deren Lösungen werden in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aus haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrkräften besprochen und beschlossen. Der weitere Fahrplan sieht vor, dass dann im 4. Quartal 2020 in einer außerordentlichen Hauptversammlung der Stadtbrandinspektor gewählt wird.
Die Entscheidung, die Berufsfeuerwehr jetzt auf den Weg zu bringen, ergänzt sich aber auch perfekt mit dem Bestreben der Stadt, kreisfrei zu werden. Denn als kreisfreie Kommune fällt auch die Untere Katastrophenschutzbehörde in die eigene Verantwortung. Sobald die Arbeitsgruppe der Feuerwehr die Details der neuen Struktur erarbeitet hat, wird die Stadt Hanau dem hessischen Innenministerium mitteilen, „dass wir bereit und in der Lage sind die Anforderungen nach Paragraph 7 Brand- und Katastrophenschutzgesetz zu erfüllen“.
Doch auch wenn die Stadt diese Aufgaben ebenso wie des Rettungsdienstes künftig selbständig wahrnehmen will, wirbt Oberbürgermeister Kaminsky für eine enge Zusammenarbeit mit dem Main-Kinzig-Kreis. „Wir schlagen vor, sowohl einen gemeinsamen Rettungsdienstbereich zu bilden als auch künftig die Zentrale Leitstelle in Gelnhausen als Partner gemeinsam zu betreiben.“ Im Sinne einer effektiven Kooperation in den Bereichen Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz sei eine gemeinsam getragene Einrichtung sinnvoll.
„Diese Zusammenarbeit entspricht auch der vom Land Hessen geforderten Zusammenarbeit der Behörden bei Leitstellen und Gefahrenlagen.“ Bei den Themen Höhenrettung, Gefahrguteinsätze und Löschwasserversorgung könnten sich Stadt und Kreis abstimmen. Daneben könne auch die Zusammenarbeit bei der Aus- und Fortbildung von ehrenamtlichen Kräften fortgeführt werden. Schließlich werde Hanau selbstverständlich weiterhin die nachbarliche bzw. überörtliche Hilfe mit Sonderfahrzeugen und Geräten unterstützen.
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