Wiesbaden – Die aktuelle Sonderausstellung im Stadtmuseum am Markt „Industrie und Holocaust: Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz“ gibt Anlass für ein vielfältiges Begleitprogramm. Die internationale Wanderausstellung aus Erfurt behandelt die Rolle der Privatwirtschaft im Zweiten Weltkrieg, im Speziellen während des Holocaust. Eine direkte inhaltliche Verbindung führt nach Wiesbaden: Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte das Unternehmen hier wieder Fuß fassen, was jedoch nicht gelang.
Die Ausstellung behandelt die Firmengeschichte des Unternehmens. Auf vergleichsweise unübliche Art werden die Besucherinnen und Besucher in die Thematik eingebunden: firmeneigene Dokumente geben Aufschluss über die Mitwirkung der Verantwortlichen und Angestellten. Die Schlussfolgerungen, die sich daraus ergeben, sind nicht immer die Erwarteten.
Über die Geschichte des Erfurter Unternehmens hinaus nimmt das Stadtmuseum in diesem Rahmen auch die Wiesbadener Zeit der Jahre 1933 bis 1945 in den Blick. Unter den Referentinnen und Referenten, die hierzu etwas beitragen können, ist auch Gerhard Valentin. Der gebürtige Bierstadter begann schon früh, sich für die Historie seines Heimatortes zu interessieren. Dabei fiel ihm auf, dass die Zeit des NS-Regimes weitgehend ausgespart blieb.
Er begann Fragen zu stellen, Berichte zu sammeln und erforschte seine eigene Familiengeschichte sowie die Geschichte Bierstadts. Mit den Stadtteilhistorikern, die von der Wiesbaden-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft (Frankfurt) sowie dem Kulturfonds Rhein-Main erstmals 2015 im Rahmen des Projekts „Bürger schreib‘ Geschichte“ ins Leben gerufen wurden, widmete sich Gerhard Valentin intensiv seinen Nachforschungen. Die Ergebnisse hielt er schriftlich in seiner Publikation „Bierstadt unterm Hakenkreuz“ fest.
Am Dienstag, 18. September, um 19 Uhr lässt Gerhard Valentin die Besucherinnen und Besucher des Stadtmuseums an seinen Erkenntnissen teilhaben. Die Geschichte und Geschichten jüdischer Menschen aus Bierstadt wird er vortragen, um dem Vergessen entgegenzuwirken. Sein Hauptanliegen im Rahmen seiner Beschäftigung: Die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen, damit gegenwärtige und zukünftige Generationen aus ihr lernen können. Denn auf die Frage warum er sich am Begleitprogramm des Stadtmuseums gern beteiligt, sagt Valentin: „Weil Auschwitz von Menschen möglich gemacht wurde und weil es Auschwitz gegeben hat. Und es waren unsere Nachbarn: Opfer UND Täter!“. Der Eintritt für die Veranstaltung beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
+++
Herausgeber / Ansprechpartner:
Pressereferat der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden