Frankfurt am Main – (kus) Die Stadt Frankfurt am Main konnte jetzt die bereits dritte Liegenschaft im Rahmen des Konzeptverfahrens an ein gemeinschaftliches Wohnprojekt vergeben. Für das Grundstück an der Friedberger Landstraße auf Höhe des Hessendenkmals ging die Wohninitiative „Gemeinsam Suffizient Leben“ unter drei Bewerbungen als Favorit hervor. Die Initiative plant auf dem kleinen Grundstück und an dem schwierigen Standort mit hoher Lärmbelastung ein generationenübergreifendes Wohnprojekt für acht Haushalte. „Der Beirat ist vom Gedanken der ökologischen Nachhaltigkeit des Projektes überzeugt. Pro Person liegt der Wohnflächenverbrauch bei rund 30 Quadratmetern und somit weit unter dem Bundesdurchschnitt. Das kann nur durch intelligente Grundrisse realisiert werden. Durch eine soziale Nutzung im Erdgeschoss profitiert künftig auch das gesamte Quartier von dem neuen Projekt“, sagt Planungsdezernent Mike Josef. „Ich bin daher mit der Auswahl sehr zufrieden, denn das Projekt entspricht den Zielen des Liegenschaftsfonds, preisstabilen und innovativen Wohnraum zu schaffen.“
Der Beirat zum Liegenschaftsfonds, bestehend aus Vertretern der städtischen Ämter, der Politik, der Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft (KEG) und Experten zum gemeinschaftlichen Wohnen, hat anhand der Kategorien soziale Aspekte, Einfluss des Wohnprojekts auf das Quartier, Wohnkosten, städtebaulicher Innovationsgehalt, nachvollziehbare Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit sowie Kooperationspartner das Projekt ausgewählt. „Entscheidend war also nicht das höchste Gebot, sondern das überzeugendste Konzept“, führt Josef weiter aus. „Mit dem Liegenschaftsfonds entziehen wir einzelne Liegenschaften bewusst dem Markt und der Spekulation und setzten an deren Stelle Innovation und Ideenvielfalt. Der Beirat bewertete auch die übrigen Konzepte, die an dieser Stelle nicht zum Zug kommen konnten, als interessante und vielversprechende Beiträge und empfiehlt die Weiterentwicklung für die nächsten Ausschreibungen.
Vor der Vergabeentscheidung musste zunächst noch sichergestellt werden, dass preisstabiler Wohnraum entsteht. Aus diesem Grund wurde die Entscheidung des Beirats mit der Auflage versehen, keine Eigentumswohnungen zu realisieren. Die Wohninitiative konnte nun aber in den vergangenen Wochen eine Kooperationsvereinbarung mit der Frankfurter Wohnungsbaugenossenschaft eG (WBG) vereinbaren, mit der der Neubau in Holzbauweise und Passivhausstandard realisiert werden soll.
Der Liegenschaftsfonds vergibt Grundstücke und mindergenutzte Gebäude an selbstorganisierte, gemeinschaftliche Wohnprojekte, die sich durch die Beteiligung der künftigen Nutzer an der Planung, eine langfristig angelegte, gemeinschaftliche Verfassung und Organisation sowie eine auf Dauer angelegte und gleichberechtigte Mitbestimmung der Projektmitglieder bei Angelegenheiten des Projektes auszeichnen. Die ersten beiden Liegenschaften, die im Konzeptverfahren vergeben wurden, waren zwei frühere Bürohäuser in der Niddastraße 57 und 59 im Bahnhofsviertel.
Aktuell können sich selbstorganisierte, gemeinschaftliche Wohnprojekte für eine Liegenschaft in Höchst, an der Bolongarostraße 112 bewerben. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 6. März 2017. Nähere Informationen sind auf der Homepage des Amtes für Wohnungswesen unter http://www.wohnungsamt.frankfurt.de oder auf der Seite des Netzwerkes für gemeinschaftliches Wohnen e.V. http://www.gemeinschaftliches-wohnen.de/aktuell/ausschreibungen-liegenschaftsfonds zu finden.