Frankfurt am Main – Schauplätze im Institut für Stadtgeschichte

Ausstellung thematisiert Frankfurt in den 50er Jahren

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Buchcover Schauplaetze -Copyright:Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

Frankfurt am Main – (pia) „Das Interesse der Öffentlichkeit am Wandel des Stadtbildes wächst stetig“, unterstrich Kulturdezernent Felix Semmelroth bei der Vorstellung der Fotoausstellung „Schauplätze. Frankfurt in den 50er Jahren“ im Institut für Stadtgeschichte. Sie zeigt vom 16. Februar bis 6. November in 15 Kapiteln die Veränderungen der Stadt in der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit und spürt dem Lebensgefühl dieser zunehmend von US-amerikanischen Einflüssen geprägten Jahre nach. „Unsere neue Sonderausstellung lenkt mit 150 Abbildungen den Blick auf einen Zeitraum, der von größter Bedeutung für die Frankfurter Stadtentwicklung war“, sagte die Leitende Direktorin des Instituts Evelyn Brockhoff – mit dem Geburtsjahr 1955 selbst ein Kind dieser Zeit. So freut sie sich besonders, dass „alte“ Frankfurter, die diese Jahre selbst erlebt haben, angesichts der gezeigten „Schauplätze“ ihren eigenen Erinnerungen nachgehen können.

Stadt des Übergangs und der harten Kontraste

Das Frankfurt der 50er Jahre war eine Stadt des Übergangs und der harten Kontraste. Neben Neubauten lagen Trümmer, Tausende warteten auf die Zuteilung einer Wohnung, während das Wirtschaftswunder von der Stadt Besitz ergriff, und die provisorischen Verkaufsstände auf der Zeil den Einkaufspalästen Platz machten. Bei allen Vorbehalten den amerikanischen Besatzern gegenüber waren viele fasziniert von den Versprechungen des American Way of Life, der mit Musik, Film, Mode und Konsum im Alltag an Bedeutung gewann. Frankfurt gehörte zu den Kommunen in Westdeutschland, die ihre alte Stadtgestalt preisgaben, um dem motorisierten Verkehr gerecht zu werden. Nahezu alle Verkehrswege wurden verbreitert, kleinere Straßen und Gassen verschwanden, neue Verkehrsachsen wurden durchgebrochen sowie erste Parkhäuser errichtet. Der „Wiederaufbau Innenstadt“, als Frankfurter Lösung bekannt, gab dem zerstörten Zentrum ein neues Gesicht. Der Altstadtkern jedoch, wie in der Folgezeit das kleine Areal zwischen Römer und Dom bezeichnet wurde, blieb von dem Aufbau ausgenommen; die damals ungelöste Frage des Wiederaufbaus begleitet die Frankfurter bis heute.

Aus zehntausend Motiven die eindringlichsten ausgewählt

Die beiden Kuratoren Michael Fleiter und Tobias Picard haben die umfangreichen Sammlungen des Instituts für Stadtgeschichte ausgewertet und aus mehreren zehntausend Motiven die eindringlichsten ausgewählt. Die Ausstellung ist das erste größere Projekt, für das auch die von der Frankfurter Rundschau übernommenen Fotobestände systematisch durchgegangen wurden – augenscheinlich ein Riesengewinn für die Bebilderung der jüngeren Stadtgeschichte. Ausgehend von Orten wie Paulskirche, Römerberg, Konsummeile Zeil, Flughafen, Messegelände oder Stadionbad lässt sie Schauplätze lebendig werden, die im Leben der Bevölkerung in den 50er Jahren eine Rolle spielten. Ihr Design ist in Form und Farben der „Nierentisch-Ära“ angelehnt. Die Ausstellung soll die erste in einer Reihe von Dokumentationen zur Entwicklung Frankfurts sein. Das Institut für Stadtgeschichte plant Folgeveranstaltungen zu den 60er, 70er, 80er und 90er Jahren, wie Brockhoff ankündigte.

Zur Schau ist unter dem Ausstellungstitel bei Henrich Editionen ein 192seitiger, reich bebilderter Begleitband (ISBN 978-3-943407-59-4) erschienen. Er ist im Institut für Stadtgeschichte sowie im Buchhandel für 14,90 Euro erhältlich.

Führungen, Vorträge und Filme

Ein vielseitiges Begleitprogramm widmet sich Einzelaspekten. Neben regelmäßigen Kuratorenführungen wird eine Vortragsreihe angeboten, die Kurator Tobias Picard mit dem Filmabend über Frankfurt im Wiederaufbau am 4. April um 18.30 Uhr eröffnet. Der Leiter des Eintracht Frankfurt Museums Matthias Thoma stellt am 9. Mai unter dem Titel „Vom Neubeginn bis zur Deutschen Meisterschaft“ das sportliche Frankfurt vor. Es folgt am 4. Juli das Referat von Thomas Bauer „Ein Hoffnungsträger im Wiederaufbau: Walter Kolb, Oberbürgermeister 1946-1956“.

Nach der Sommerpause geht es am 22. August mit Almut Gehebe-Gernhardt weiter, die über „Bomben – Bagger – Bauen. Planung und Entwicklung im Frankfurter Städtebau nach 1945“ spricht. Am 12. September geht es bei Jürgen Schwab unter dem Titel „Durchgejazzt“ um Streifzüge durch die Jazzhauptstadt der Republik in den 50er Jahren. Bettina Tüffers beschäftigt sich am 17. Oktober mit Frankfurts Umgang mit der NS-Vergangenheit. Den Schlusspunkt der Reihe bildet der Vortrag „Welcome to little America“ von Thorsten Halsey.

Bis auf den Filmabend beginnen sämtliche Veranstaltungen um 18 Uhr. Der Eintritt beträgt jeweils vier Euro, ermäßigt drei Euro. Daneben veranstaltet das Institut für Stadtgeschichte am 12. März um 16 Uhr ein Frankfurter Erzählcafé mit Stadtrat Ernst Gerhardt, der einen Rückblick auf seine Zeit als Stadtverordneter in den 50er Jahren wirft. Die Teilnahme kostet inklusive Umtrunk sechs Euro. Die Archivpädagogin Manuela Murmann bietet für Gruppen die Arbeit mit Originalquellen unter dem Titel „Trümmer, Flüchtlinge und Wirtschaftswunder: Was die Frankfurter in den 50er Jahren bewegte“ an. Anmeldung unter Telefon 069/212-33951 oder per E-Mail an manuela.murmann@stadt-frankfurt.de . Kosten entstehen den Teilnehmern nicht.

Weitere Informationen

Die Ausstellung ist im Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster, Münzgasse 9, zu sehen und montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Für Gruppen können Führungen unter Telefon 069/212-31417 oder per E-Mail an info.amt47@stadt-frankfurt.de gebucht werden. Nähere Informationen und genaue Termine der Veranstaltungen sind im Internet unter http://www.stadtgeschichte-ffm.de zu finden.

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